Universität, Hochschule, Agentur für Arbeit, HWK und IHK kooperierenGegen Studienabbruch oder für neue Perspektiven
(26.01.2015) Überforderung, falsche Fächerwahl, Motivationsmangel, finanzielle Probleme: Es gibt viele Gründe, warum mehr als ein Viertel der Studierenden an deutschen Hochschulen das Studium abbricht. Dieser Fehlentwicklung wollen sich in Trier Bildungseinrichtungen und Wirtschaftsverbände gemeinsam entgegenstellen. Universität, Hochschule, Agentur für Arbeit, Handwerkskammer (HWK) und Industrie- und Handelskammer (IHK) setzen sich in einer heute vorgestellten Kooperationsvereinbarung zum Ziel, die Quote der Studienabbrüche zu reduzieren oder andernfalls eine berufliche Neuorientierung zu unterstützen.
In einer bundesweiten, 2014 veröffentlichten Untersuchung hat das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung ermittelt, dass es 33 Prozent der Bachelor-Studierenden an Universitäten und 23 Prozent an Fachhochschulen nicht bis zum Examen schaffen. Für die Betroffenen bedeutet das Scheitern einen Verlust an Zeit, Geld und Selbstvertrauen. Aber auch die Hochschulen und die Wirtschaft spüren die Folgen der hohen Abbrecher-Quote.
„Die Universität bemüht sich mit vielen von Maßnahmen, die Studierenden zum Studienabschluss zu begleiten. Schließlich ist auch die Universität bestrebt, dass die für die Bildung eingesetzten Ressourcen zum Erfolg führen. Trotz aller Bemühungen wird es aber immer Fälle geben, in denen eine Fortführung des Studiums nicht möglich oder ratsam ist. Dann ist eine Neuorientierung auch für die Betroffenen die bessere Alternative“, so Dr. Ulrike Graßnick, Kanzlerin der Universität Trier.
Wie der Universität geht es auch der Hochschule darum, dass möglichst wenige Studierende scheitern. Dazu ist es erforderlich, die Ursachen individuell zu identifizieren und Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote noch intensiver und bedarfsgerecht zu unterbreiten. „Das Hochschulgesetz verpflichtet die Hochschulen zu einer studienbegleitenden fachlichen Beratung der Studierenden. Die Studienberater der Fachbereiche orientieren sich bis zum Ende des ersten Studienjahres über den bisherigen Studienverlauf und führen eine Studienberatung durch. Ein wichtiges Ziel ist es natürlich, den Studierenden Wege zum erfolgreichen Studienabschluss aufzuzeigen. Die Studienberatung informiert aber auch über Alternativen zum Studium“, erläutert Prof. Dr. Andreas Künkler, Vizepräsident der Hochschule Trier.
Stellen sich im Verlauf des Studiums Schwierigkeiten ein, die weit über das Fachliche hinausgreifen, ist der Career Service die adäquate Anlaufstelle. Die von der Universität, der Hochschule und der Bundesagentur für Arbeit Trier seit fünf Jahren gemeinsam betriebene Servicestelle hilft beispielsweise bei der Suche nach einem alternativen Studienweg. „Unser Ziel ist es, betroffenen Studierenden über die Anlaufstellen der Career-Services an den beiden Hochschulen die Möglichkeit einer individuellen und neutralen Beratung direkt vor Ort anzubieten. Ob ein Wechsel des Studiengangs, ein Studienabbruch, eine Berufsausbildung oder der Direkteinstieg in den Beruf - unser Team für akademische Berufe versucht in den gemeinsamen Gesprächen frühzeitig neue Wege zu eröffnen. Dabei begeistert der Career Service die Studierenden vor allem durch professionelle Beratungen und ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm“, ist Heribert Wilhelmi, Leiter der Agentur für Arbeit Trier, überzeugt.
Im Fall einer beruflichen Neuorientierung in der Wirtschaft kooperiert die Arbeitsagentur eng mit IHK und HWK. Gemeinsam mit den Wirtschaftskammern kann die Suche nach individuell passenden Ausbildungsberufen und nach geeigneten Ausbildungsbetrieben auch überregional verfeinert werden. Gerade mit Blick auf den wachsenden Mangel an beruflich ausgebildeten Fachkräften will die IHK Trier Studienabbrecher für eine betriebliche Aus- und Weiterbildung gewinnen. Ihnen biete sich die Chance, mit hervorragenden Karriereaussichten neu durchzustarten. „Unseren Betrieben geht es um ihre Fachkräftesicherung, den jungen Leuten um eine lohnende Berufs- und Lebensperspektive. Deshalb begrüßen wir die Vernetzung der regionalen Akteure in dieser Studienabbrecher-Initiative und werden für jeden Einzelfall nach einer guten Lösung suchen", sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Jan Glockauer.
Die Handwerkskammer Trier hat festgestellt, dass sich in ihrem Zuständigkeitsbereich in den letzten Jahren deutlich mehr Studienabbrecher für eine Lehre im Handwerk entscheiden. „Unsere Ausbildungsbetriebe sind in der Regel sehr zufrieden, weil diese jungen Menschen hoch motiviert und gut qualifiziert sind. Als Handwerkskammer beraten wir diesen Personenkreis natürlich gerne über die gerade in unserem Wirtschaftsbereich derzeit sehr günstigen Berufs- und Aufstiegsperspektiven“, erklärt HWK-Hauptgeschäftsführer Dr. Manfred Bitter. Aufgrund der steigenden Nachfrage starten die Handwerkskammern aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Sommer ein gemeinsames Modellprojekt für diese Zielgruppe.